Ohne Duschen keine Mädchen

Wenn der Aufbau einer Mädchen-Fußballmannschaft nicht am Willen der Beteiligten scheitert, sondern
an den fehlenden Umkleidekabinen: Podiumsdiskussion über „Die integrative Kraft des Sports" im Forum.
VON FRANK SCHLIFFKE

VIERSEN Alfons Görgemanns, SPD-Ratsherr und Parteichef in der Kreisstadt, ist lange im politischen Geschäft tätig. Und so fasste er das Ergebnis einer von seiner Partei veranstalteten Podiumsdiskussion im Forum am Rathausmarkt bereits in seinen Einleitungsworten zusammen: „So lange wir uns im Bereich der Überschriften befinden, gibt es keinen Widerspruch." Diese Überschriften zum Thema „Die integrative Kraft des Sports" waren in der Runde aus Vertretern von Sport, Verwaltung und Ausländerbeirat schnell gefunden: Viersen könne sich mit seiner Integrationspolitik im Reigen der Städte sehen lassen. Aber sie könne noch besser werden. Eine der Strategien auf dem Weg dahin sei es, die Kinder aus Migrantenfamilien in die Sportvereine zu holen.
Und dazu, auch darüber herrschte Einigkeit in der Runde, müssten zugleich die Mütter angesprochen werden. Fatma Akarsu vom Fachbereich Integration von Migranten beim städtischen Sozialamt, verwies auf die Skepsis in vielen Zuwandererfamilien gerade gegenüber dem deutschen Vereinswesen. Hier sei weitere Aufklärungsarbeit erforderlich. Ähnlich sah es Onur Sahinbas, Vorsitzender des Ausländerbeirates, der nicht zuletzt bei den regelmäßigen monatlichen Beitragszahlungen ein „Mentalitätsproblem" entdeckte. Ihm war es vorbehalten, an diesem Abend die
einzige überraschende Wendung in die Debatte einzubringen. Er berichtete von einer türkischen Folkloretanzgruppe. Hier hätten jetzt deutsche Mädchen Interesse gezeigt, mitzumachen. Sahinbas: „Wir werden es schon schaffen, die zu integrieren."
Die Vertreter des organisierten Sports in Viersen, Dülken und Süchteln stimmten überein, dass aus ihrer Sicht die Integration von Zuwanderern in der praktischen Arbeit der Vereine weitgehend problemlos erfolge. Wenn denn die äußeren Möglichkeiten stimmten. Klaus Fleßers, Vorsitzender des 1. FC Viersen 05, nannte ein praktisches Beispiel: Sein Verein würde gerne Mädchen- und Frauenfuß
ball anbieten. Und scheitere schlicht an den fehlenden Duschmöglichkeiten am Hohen Busch. Fleßers: „Das ist eine Katastrophe." Welches Potenzial hier verschenkt werde, zeige sich schon daran, dass im Jugendbereich 40 Prozent der Aktiven Zuwandererkinder seien.
Gerade der Fußball könne hier eine wichtige Rolle spielen, weil er—in der von Männern betriebenen Variante — „in der muslimischen Gemeinschaft eine besondere Rolle spielt". Als Vorbild könne hier Fatmire Bajramaj dienen. Die 19-jährige Weltmeisterin aus Mönchengladbach, die den gesamten Aktionstag zur Integration begleitet hatte, war ebenfalls zu der Podiumsdiskussion gekommen.

INFO
Mädchenfußball
Dülkener FC 1912 Beim Dülkener FC spielen zurzeit etwa 70 Mädchen in fünf Mannschaften von der U13 bis zur U17. Trainiert wird mittwochs und freitags ab 17.45 Uhr im Stadtgarten; www.duelkenerfc.de
ASV Einigkeit Süchteln Am Montag, 18. Februar, 17 Uhr, startet das erste Training für Mädchen zwischen sechs und 18 — im Stadion Krefelder Straße in Viersen. Weitere Trainingstermine: mittwochs u. freitags Jeweils 17.30 Uhr; www.asvsuechteln-fussball.de