
JOSCHKA LANGENBRINCK TRÄUMT VOM BUNDESTAG
Vom Volke direkt in das höchste deutsche Parlament gewählt zu werden ist der Traum vieler Jungpolitiker. Geschafft hat dies Joschka Langenbrinck, Vorsitzender der Willicher Jusos. Zumindest für drei Tage. Und das nicht als Joschka Langenbrinck, sondern als „Hans Meiser“.
Die Rede ist von „Jugend und Parlament“, bei dem der 19-Jährige auf Einladung des SPD-Bundestagsabgeordneten Walter Schöler teilgenommen hat – Auswahlkriterien waren besonderes Engagement und ein hoher Multiplikationsfaktor. Die vom Bundestag jährlich angebotene Veranstaltung wurde 2004 anders als die Jahre zuvor durchgeführt.
„Dieses Mal wurde mehr auf Interaktivität und Eigeninitiative gesetzt. Wir Teilnehmer sollten Demokratie und Gesetzgebungsverfahren spielerisch erfahren“, erläutert Joschka Langenbrinck.
Um die Voraussetzungen so real wie möglich zu gestalten, wurden Rollenprofile entwickelt, welche an die Biographien der Bundestagsabgeordneten angelehnt waren. So wurde aus Joschka Langenbrinck durch Losverfahren für drei Tage „Hans Meiser“ und aus dem Zivildienstleistenden ein Oberstudienrat. „Ich war in zweiter Ehe verheiratet, hatte zwei Kinder, lebte in Stuttgart, erhielt in meinem Wahlkreis ein Direktmandat und saß als APD-Abgeordneter seit sechs Jahren im Bundestag“, gibt der Protagonist seine Rolle wieder.
So fiktiv die Rollen, so fiktiv auch die Parteien: Rechter Hand des Bundesadlers nahmen die Mitglieder der „Liberalen Reformpartei (LRP)“ Platz, links formierte sich die „Arbeiterpartei Deutschlands (APD)“, dazwischen die „Ökologische Soziale Partei (ÖSP)“ und die „Konservative Volkspartei (KVP)“. „Die Meinungen und Argumente der Fantasie-Parteien waren denen der real im Bundestag vertretenen Fraktionen sehr ähnlich“, offenbart Langenbrinck. Kein Wunder also, dass er sich in der APD wohl fühlte.
Die 302 jungen Parlamentarier haben in Landesgruppen getagt, stundenlang in Fraktionen diskutiert, im Parlament debattiert und waren so in das Planspiel eingestiegen. Am letzten Tag wurde es ernst. In zweiter und dritter Lesung im Plenum musste um Mehrheiten gerungen und das Erarbeitete gegen Kritik verteidigt werden. Wie im richtigen Politikerleben wachte abwechselnd einer der vier Bundestagspräsidenten über die Sitzung, Stenografen notierten Wortbeiträge und den Beifall der Fraktionen, Saaldienerinnen brachten jedem Redner ein frisches Glas Wasser, das Geschehen wurde live im Bundestagsfernsehen übertragen. Mit rhetorischem Geschick wurden Gesetze nach realen Mehrheitsverhältnissen zu den Themen Alcopops, Gleichberechtigung, Tempolimit und Wehrpflicht auf den Weg gebracht. „Die Themenauswahl unterstreicht die Intention, das Event so gut wie möglich in einem realen Rahmen ablaufen zu lassen“, freut sich Joschka Langenbrinck. Konfus sei lediglich, dass die vorgegebene rollenspezifische Meinung different mit der eigenen Meinung war. „Es wurde im Laufe der Veranstaltung immer schwieriger, seiner Rolle gerecht zu werden. So vermischten sich bei einigen Teilnehmern reale und fiktive Meinungen. Auch ich hatte Schwierigkeiten innerhalb meines Rollenprofils zu argumentieren“, gibt der junge SPDler zu. So sei es auch nicht einfach gewesen, eine sechsminütige Rede zur Beibehaltung der Wehrpflicht zu verfassen: „Zum einen widerspricht die Beibehaltung der Wehrpflicht grundsätzlich meinem eigenen auch in der Öffentlichkeit vertretenen Standpunkt. Und zum anderen steigt der Adrenalingehalt, wenn sich sechs quälend lange Minuten vor laufenden Kameras mit Argumenten gefüllt wissen wollen“, verrät der Zivildienstleistende weiter. So musste eine Nachtschicht eingeschoben werden, in der die Rede geschrieben wurde: „Zweieinhalb Stunden Vorbereitung für sechs Minuten Rede – da wünscht man sich einen Redenschreiber, wie es bei einigen Spitzenpolitiker üblich ist.“
Am Rednerpult waren kaum Unsicherheiten zu bemerken, da hätte sich manch demokratisch gewählter Abgeordneter ein Beispiel nehmen können. Schnell hatten die Parlamentarier auf Probe den Mechanismus der in Schienen gelagerten Sitze herausgefunden, es wurde gewippt und hin- und hergeschoben, wie die Langgedienten das auch gerne tun. Vom demokratisch legitimierten Störinstrument des Zwischenrufes wurde freudig Gebrauch gemacht, zum Ende so oft, dass sich die Fraktionen darauf verständigten, sie aus Zeitgründen nicht mehr zuzulassen. Was besonders einige männliche Bankdrücker nicht davon abhielt, vor allem ihre weiblichen Kollegen feixend und lauthals zu unterbrechen.
Neben der Parlamentsarbeit stand jedoch auch der persönliche Kontakt zu den realen Bundestagsabgeordneten auf dem Programm: „Am ersten Abend gab es ein informatives Kennenlernen mit jungen Abgeordneten. Und am zweiten Abend wartete in den Landesvertretungen der einladenden Abgeordneten ein Abendessen auf uns, bei dem manch einer in interne Parteiangelegenheiten eingeführt wurde“, so Langenbrinck abschließend.
Eine Teilnehmer konstatierte bei der Abschlussrede, dass es lockerer schöner gewesen wäre – aus dem Spiel sei zu oft Ernst geworden. Ein anderer junger Parlamentarier sah das ähnlich: „Es waren vielleicht doch zu viele Kopien hier an Stelle von Originalen.“ Darüber hinaus jedoch, der Beifall war deutlich, wurde die Veranstaltung als voller Erfolg gewertet: „Es ist eine große Ehre die Aufgaben von Bundestagsabgeordneten ausüben und ihre Plätze im Parlament einnehmen zu dürfen, wo sonst keine Besucher hinein dürfen“, resümiert Joschka Langenbrinck. „Dieses Planspiel hat uns einen umfangreichen Einblick in die Gesetzgebung sowie eine breite Meinungsvielfalt verschiedenster Abgeordneter vermittelt – einen Konsens zu finden ist nicht immer leicht.“
__________________________________________________
JUSOS VERJÜNGEN SPD-FRAKTION IN WILLICH
Die Willicher Jungsozialisten übernehmen nach ihrer Neugründung vor drei Monaten direkte Verantwortung und können direkten Einfluss auf die Politik der Willicher nehmen: Vier Jusos gehören als stellvertretende und ordentliche Sachkundige Bürger seit Kurzem an und verhelfen der SPD vor Ort zu einem jugendlichen Gesicht.
Die Zuweisung von Verantwortungskompetenzen zeuge von großem Vertrauen der SPD zu ihrem Parteinachwuchs: „Die Fraktion zu verjüngen war eine gute Entscheidung, da wir Jusos symbolisch die Interessen der Willicher Jugendlichen vertreten, die immerhin ein Fünftel der Bewohner ausmachen. Dass wir auf dem richtigen Weg sind beweist auch unsere stetig anwachsende Mitgliederzahl. Allein in den ersten zwei Monaten konnten wir uns auf 70 Mitglieder mehr als verdoppeln“, freut sich der Juso-Vorsitzende Joschka Langenbrinck.
Trotz des CDU-Wahlsieges werden die Jungsozialisten ihre Köpfe nicht hängen lassen: „Auch wenn die CDU mir ihrer absoluten Mehrheit kompromisslos nach Gutsherrenart regieren kann – es ist nicht alles Gold was glänzt!“, so Langenbrinck.
Im Gegenteil, die Jusos wollen sich innerhalb der Fraktion aktiv an kommunalpolitischen Themen beteiligen und in den Ausschüssen eine konstruktive Jugendpolitik betreiben: „Nach der Wahlniederlage am 26. September ist die Aufgabe der SPD und der Jusos klarer denn je definiert: Wir müssen uns zur oppositionellen politischen Arbeit bekennen und handeln.“
An den Stadtratsausschüssen nehmen zukünftig als junges Juso-Team teil: Joschka Langenbrinck (Schule), Bastian Röhrscheid (Umwelt), Daniel Frenken (Abgaben und Gebühren) und Fredrik Weege (stv. Sport- und Kultur).
Mehr Informationen unter www.jusos-willich.de.
__________________________________________________
JUSOS LADEN ZU "JUGENDBEIRAT" EIN
„Einen gut funktionierenden Seniorenbeirat hat die Stadt Willich bereits. Uns Jusos fehlt aber die direkte Miteinbeziehung der Jugendlichen in den Entscheidungsprozess, die immerhin ein Fünftel der Bewohner ausmachen“, erläutert Joschka Langenbrinck, Vorsitzender der Willicher Jusos, die Initiative des SPD-Nachwuchses.
Im Jugendbeirat haben Interessierte die Möglichkeit, sich konkret einzubringen und ihre Bedürfnisse vorzutragen. Der Beirat sei wichtig, damit zukünftig nicht mehr in vielen Angelegenheiten über den Köpfen der Jugendlichen hinweg entschieden werde. Denn das Recht der Jugendlichen auf Förderung ihrer Interessen und Entwicklung dürfe keiner Sparpolitik zum Opfer fallen. Der Jugendbeirat solle dazu beitragen, eine mögliche Perspektivlosigkeit der städtischen Jugendfreizeitgestaltung zu verhindern. Die Jugendpolitik müsse sich durch die gesellschaftlichen Veränderungsprozesse als Teil einer umfassenden Gesellschaftspolitik verstehen und dazu beitragen, erforderliche Ressourcen für die Lebensführung Jugendlicher bereitzustellen und zu sichern. Der Beirat gebe Willichern Jugendlichen die Chance, ihre Wünsche zu äußern.
„Wer könnte besser die Interessen der Jugend vorstellen als die Jugendlichen selbst? Wir Jusos halten unser Versprechen, ihnen eine lokale Lobby zu bieten. Daher ist in diesem Beirat jeder parteiunabhängig herzlich willkommen, der die Situation der Jugendlichen durch eigene Ideen verbessern möchte“, so Joschka Langenbrinck. In dem Jugendbeirat, der am 23. November um 18 Uhr tagt, werde jeder mit seinen Vorschlägen auf offene Ohren stoßen.
Interessierte Jugendliche zwischen 13 und 21 Jahren werden gebeten, sich bis zum 16. November schriftlich an Juso-AG Willich, Hochstraße 70, 47877 Willich oder per Mail an jugendbeirat@nulljusos-willich.de zu wenden. Sie erhalten dann auf dem Postweg eine Einladung.