WALTER SCHÖLER, MdB, zur Lage im >> STANDORT DEUTSCHLAND

Diese Arbeitgeber nutzen die (Un)Gunst der Stunde, um Arbeitnehmerrechte, Sozialstandards und die Mitbestimmung in Frage zu stellen. Um es deutlich zu sagen: Der weltweite Wettbewerb verschärft sich, aber wir haben in Deutschland kein strukturelles Standortproblem.

Das World Economic Forum (WEF) hat am 13. Oktober 2004 eine Studie veröffentlicht, die zeigt: Deutschland ist eines der 10 Länder mit der weltweit höchsten Wettbewerbsfähigkeit.
Deutschland liegt auf Platz 6 von 104 Ländern. Nur 5 Länder liegen vor Deutschland: USA, Finnland, Dänemark, Schweiz und Schweden. Großbritannien (Platz 9) und Frankreich (Platz 17) liegen hinter Deutschland.

Bereits im Mai hatten Ernest & Young auf der Grundlage einer Befragung von internationalen Unternehmen dem Standort Deutschland gute Noten erteilt. Demnach sind die Lohnkosten nicht der wichtigste Faktor bei Standortentscheidungen. Internationale Unternehmen legen mehr Wert auf eine gute Infrastruktur und die Möglichkeit, Produktivitätszuwächse zu erzielen als auf niedrigere Löhne. 40 % der befragten Unternehmen gaben sogar an, zukünftig Aktivitäten in Deutschland auf- oder auszubauen. Deutschland ist also einer der besten Standorte weltweit.

Die Krise bei Opel haben die Manager in Detroit verursacht, nicht die Arbeiter in
Rüsselsheim und Bochum, nicht die Steuersätze, nicht die Lohnnebenkosten und
nicht das Arbeitsrecht. Fehlerhafte Modellpolitik, schlechtes Qualitätsimage, zu wenige Investitionen in die Modernisierung des Werkes in Bochum sind nur einige Stichworte.

Die Antwort auf die Krise bei Opel kann nicht die Absenkung der Löhne auf das Niveau der osteuropäischen Länder sein. Wir haben im internationalen Wettbewerb nur durch höhere Produktivität, durch intelligente Arbeitszeit- und Tarifmodelle, durch gute Qualität und durch gut ausgebildete Facharbeiter eine Chance. Früher hieß dies alles zusammengenommen mal "Made in Germany". Das sollten sich die hochbezahlten Manager und Funktionäre bei den Arbeitgebern in Erinnerung rufen!

Insgesamt ist die Lage tatsächlich besser als die Stimmung:

– 2003 waren wir Exportweltmeister; von Januar bis August 2004 gab es einen Exportanstieg von 10,7 % gegenüber dem Vorjahr, das ist der stärkste Zuwachs seit Jahren und liegt über dem Anstieg des Welthandels. Deutsch-land gewinnt also Weltmarktanteile zurück.
– Die Kapazitätsauslastung in der Industrie erreicht mit 83,3 % erstmals seit 3 Jahren wieder den langfristigen Durchschnitt.
– Laut Herbstgutachten wird die Beschäftigung im kommenden Jahr erstmals
wieder ansteigen.

Kurzum: Der Standort Deutschland ist wettbewerbsfähig!