WILLICHER JUSOS GEGEN WEHRPFLICHT

BASTIAN RÖHRSCHEID, Willich
BASTIAN RÖHRSCHEID (Jusos Willich)

„Inzwischen leugnen nicht einmal weite Kreise der Bundeswehrführung, dass die Beibehaltung der Wehrpflicht und die Wahrnehmung der neuen Aufgaben der Bundeswehr auf Dauer nicht gleichzeitig zu finanzieren sein werden.“
Die anstehende Umstrukturierung der Bundeswehr biete weitreichende Einsparmöglichkeiten, die es auch mit der Abschaffung der Wehrpflicht zu nutzen gelte. „Nur durch die Schaffung einer freiwilligen Berufsarmee kann ein effektiver und kostengünstiger Umbau der Bundeswehr realisiert werden“, meint Langenbrinck.

Für die Abschaffung der Wehrpflicht spreche auch die Ungleichbehandlung, welche die jungen Menschen erführen, da am Ende eines Jahrgangs weniger als 25 Prozent der Wehrpflichtigen tatsächlich zum Wehrdienst einberufen würden. „Im Gegensatz dazu müssen Kriegsdienstverweigerer den Zivildienst fast immer ableisten“, schildert Joschka Langenbrinck, der zur Zeit selbst Zivildienstleistender ist. „Der Zivildienst ist zweifelsohne eine wichtige Säule in unserem Sozialwesen. Doch die Verantwortlichen argumentieren einseitig und kontraproduktiv.“ Nach Ihrer Auffassung sei die Wehrpflicht die einzige Möglichkeit, den Zivildienst beizubehalten.
Doch dass es auch ohne Wehrpflicht gehe, zeige der Rundblick innerhalb Europas: In fast allen EU-Ländern habe der „staatlich verordnete Zwang“ ausgedient. Frankreich und andere europäische Länder hätten sich bewusst von der allgemeinen Wehrpflicht getrennt.

Die Willicher Jusos hingegen schlagen als Alternative zur Wehrpflicht ein soziales Jahr für alle weiblichen und männlichen Jugendlichen vor.
„Da die weiblichen Bürgerinnen mittlerweile für die Bundeswehr zugelassen sind, sollen auch sie im Zuge der solidarischen Gleichstellung der Frauen ein soziales Jahr im direkten Anschluss an die absolvierte Schullaufbahn durchlaufen“, argumentiert ihr Vorsitzender. So werde verhindert, dass Auszubildende während oder nach ihrer Ausbildung eingezogen würden: „Wir müssen den jungen Leuten nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung einen reibungslosen Übergang in das Berufsleben gewährleisten.“

Wenn jeder Jugendliche nach seiner Schulzeit ein soziales Jahr absolvieren müsse, entstünden so auch keine Ungerechtigkeiten mehr beim Einziehen der Wehr- und Zivildienstleistenden. Zudem würde ein soziales Jahr für alle Jugendlichen beider Geschlechter den drohenden Wegfall der sozialen Unterstützung von Bedürftigen jeglicher Kategorien verhindern. „Aufgrund dessen bleiben die primitiv geschnürten Ängste bei Abschaffung der Wehrpflicht durch das Bundesfamilienministerium völlig unbegründet.“

Wer sich gegen den Eintritt in die mögliche freiwillige Berufsarmee und für das soziale Jahr entscheide, solle dies zum Beispiel durch Anrechnung auf Studienzeiten oder Anerkennung als Praktika aufgewertet bekommen.